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25. Juli 2013

Konsolidierung im Telekommunikationsmarkt - 3 oder 4 Anbieter?
Steht eine Grundsatzentscheidung die über den deutschen Telekommunikationsmarkt hinausgeht an?

Am 23.07.2013 kam es über die Presseticker Telefonica Deutschland (O2) möchte E-Plus kaufen. Aus der Nummer drei und der Nummer vier würde die neue Nummer eins des Mobilfunks in Deutschland. Dieser Vorgang wird der Regulierungsbehörde eine grundsätzliche Entscheidung abverlangen.

Bisher galt es in der westlichen Zivilisation als Merkmal für den funktionsfähigen liberalisierten Markt, dass es mindestens vier große Anbieter je Markt bzw. Marktsegment gibt. In den USA haben die Behörden den Verkauf von T-Mobile USA an AT&T verhindert.
In Österreich wurde bereits ein Präzedenzfall für die Reduzierung auf drei Player geschaffen. Beim Verkauf von Orange Österreich betonte man die besondere Situation Österreichs und führte an, dass es ein kleines Land sei, das entgegen dem europäischen Standard vier Anbieter nicht tragen kann.
Würde die Deutsche Regulierungsbehörde dem O2 / E-Plus Deal nun zustimmen würde damit ein Präzedenzfall für große und damit für alle Länder in Europa geschaffen. Wir dürfen dann eine Konsolidierung in allen Ländern Europas erwarten. Wie wird sich das auf die Liberalisierung und die Telekommunikationspreise in Europa auswirken?

Doch dies ist nicht das einzige Dilemma der Bundesnetzagentur.
Schon seit vielen Jahren müsste sie aus dem Blickwinkel der Liberalisierung der Deutschen Telekom viel mehr Druck machen. Andererseits ist die Deutsche Telekom strukturell zu schwach, um bei derartigem Druck zu überleben - sie jammert schon jetzt.
Die Deutsche Telekom ist für den deutschen IKT Markt zu bedeutend als dass ein Verlust für die deutsche Volkswirtschaft gut wäre. Die Lenroxx-Pleite ist ein Symbol für die Unfähigkeit vieler IKT-Unternehmen einen Ausfall der Deutschen Telekom Umsätze zu kompensieren. Der deutsche IKT-Markt hat bereits mit der Zerschlagung und Dezimierung der Siemens IT herbe Rückschläge kompensieren müssen. Den Verlust der Deutschen Telekom als eigenständiges Unternehmen kann eine deutsche Regulierungsbehörde kaum riskieren. Also ist Milde zielführend.

Die Deutsche Telekom hatte bisher noch keinen Vorstand, dem es gelang, die von der Politik vorgegebene Aufgabe die europäischen Telekommunikationsmärkte zu liberalisieren umzusetzen. Dazu müsste man, während man in Deutschland Marktanteile verliert, Gewinn machen und diese in andere Länder investieren. Die Deutsche Telekom jedoch ist organisatorisch nicht in der Lage, systematisch und dauerhaft Gewinne zu realisieren. Die Deutsche Telekom hat ein Wertsteigerungspotenzial von 60 -80 Mrd. €. Doch dazu müsste es organisatorische Veränderungen geben, die der DTAG-Vorstand bisher nicht erkannt hat.

Die Bundesnetzagentur muss nun eine Entscheidung treffen, die für ganz Europa Signalwirkung haben kann und die maßgeblich den deutschen Telekommunikationsmarkt in allen Segmenten bestimmt.

Vielleicht aber hat diese Entscheidung sogar eine noch größere Wirkreichweite. Wenn drei Anbieter für Telekommunikation genug sind, warum dann nicht auch bei der Energieversorgung oder bei Tankstellen?
Einen Tag nach der Ankündigung durch O2 verkündet Vattenfall die Ausgliederung der Gesellschaften in Deutschland, Niederlande und Großbritannien in eine eigne Gesellschaft. Bringt man sich für einen Verkauf in Stellung?